Was ist eine dezentrale Lüftungsanlage?
In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die dezentrale Lüftungsanlage als eine Variante der kontrollierten Wohnraumlüftung vor. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Funktionsweise und den grundlegenden Aufbau der Anlage und stellen Ihnen in unserer Ratgeberserie alle wichtigen Informationen rund um die dezentrale Wohnraumlüftung zur Verfügung. Dabei geben wir Ihnen auch nützliche Praxistipps sowie Empfehlungswerte, die wir in über 8000 umgesetzten Lüftungsprojekten pro Jahr sammeln konnten und möchten Sie ganzheitlich vom Kauf bis zum Einbau und der Wartung einer dezentralen Lüftungsanlage unterstützen.
1. Funktionsweise dezentrale Lüftungsanlage
2. Planung einer dezentralen Lüftung
3. Kosten für eine dezentrale Lüftungsanlage
4. Montage & Nachrüstung einer dezentralen Lüftung
6. Schallschutz & Lautstärke dezentrale Lüftungsanlage
In Gebäuden sammeln sich täglich mehrere Liter Feuchtigkeit sowie eine hohe Konzentration an Schadstoffen an. Im Alltag entsteht Feuchtigkeit im Wohnraum ganz automatisch, beispielweise beim Kochen, Duschen oder auch einfach durch die Atmung. Schadstoffe hingegen werden von Möbeln, Baustoffen und Textilien abgesondert und sammeln sich kontinuierlich in der Raumluft an. Heutzutage können Feuchtigkeit und Schadstoffe durch die dichten Gebäudehüllen kaum noch auf natürliche Weise entweichen und so der Bausubstanz sowie den Bewohnern auf Dauer schaden. Regelmäßiges Lüften schafft dabei Abhilfe. Um von einer frischen und schadstoffarmen Raumluft zu profitieren, können sie eine kontrollierte Wohnraumlüftung einbauen. Diese arbeitet automatisch und kann auf Ihre individuelle Wohnsituation angepasst werden. So schützen Sie zuverlässig Ihre Gesundheit und Ihre Bausubstanz.
Wie ist eine dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung aufgebaut?
Ein dezentrales Lüftungssystem besteht meist aus mehreren Einzelgeräten, die gemeinsam für eine Be- und Entlüftung des gesamten Wohnraums sorgen. Dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind alle nach einem ähnlichen Schema aufgebaut und bestehen aus sechs Grundbestandteilen:
- Innenblende
- Filter
- Wandeinbauhülse
- Ventilator
- Wärmespeicher
- Außenblende
Die Innenblende verschließt das Lüftungsgerät im Innenraum und lenkt den Luftstrom nach oben oder unten in den Wohnraum. Je nach Modell kann sich bereits in der Blende ein Staubfilter befinden, oder auch gesondert vor der Ventilatoreinheit. Bei den meisten dezentralen Lüftungsanlagen lässt sich die Innenblende leicht abziehen und wieder aufstecken. Dies ist besonders für die Reinigung des Geräts von Vorteil. Wir empfehlen Ihnen hierbei darauf zu achten, dass die Innenblende den Luftvolumenstrom der Frischluft auch nach oben in den Innenraum einführen kann – so können Geräusche zusätzlich reduziert werden.
Die Wandeinbauhülse ist das Lüftungsrohr, durch das die Luft zwischen Außen- und Innenbereich ausgetauscht wird. Die Hülse wird in die Außenwand eingesetzt und beinhaltet den Ventilator, den Wärmespeicher und gegebenenfalls weiteres Lüftungszubehör (Bsp: Schallschutz, Winddrucksicherungen, Strömungsgleich-richter, etc). Achten Sie bei Ihrem Bauprojekt unbedingt darauf, dass das Lüftungsrohr mit einem leichten Schiefstand von 1-2 Grad nach außen geneigt eingeschäumt wird. So kann entstehendes Kondenswasser direkt nach außen abgeführt werden.
Der Ventilator im Lüftungsgerät ist für die Beförderung des Luftstroms zuständig. In der Regel handelt es sich bei diesem Bauteil um einen Reversierventilator. Das bedeutet, dass der Ventilator seine Laufrichtung ändern kann, sodass sich das Gerät in regelmäßigen Abständen zwischen Zu- und Abluft abwechselt. Da der Ventilator üblicherweise im Dauerbetrieb arbeitet, sollte dieser für einen niedrigen Stromverbrauch im besten Fall eine geringe Leistungsaufnahme (3-5 Watt) besitzen. Achten Sie bei Ihrem Ventilator auf eine sanfte Umschaltautomatik, damit Sie die Richtungswechsel im Wohnraum nicht bewusst wahrnehmen werden. Außerdem spielen die Rotorenblätter hier eine entscheidende Rolle beim Schallschutz. Achten Sie auf eine geschlossene Geometrie, um unnötigen Durchgangsschall von außen einzudämmen. Gezackte Rotorenblätter können die Schallwellen zusätzlich mindern.
Der Wärmespeicher sorgt bei einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung dafür, die Wärme aus der verbrauchten Innenluft an die kühle, einströmende Außenluft abzugeben. Häufig besteht der Wärmespeicher aus Keramik, da das Material eine hohe Wärmekapazität besitzt sowie langlebig und leicht zu reinigen ist (Alternativ Aluminium). Das Bauteil besitzt zudem häufig eine Wabenstruktur, die die Oberfläche vergrößert und damit die Wärmekapazität zusätzlich erhöht. So können Sie je nach Modell bis zu 94% der Wärme zurückgewinnen.
Die Außenhaube schützt die dezentrale Lüftung an der Hauswand vor Witterungseinflüssen. Ein integriertes Schutzgitter hindert zudem Insekten und Vögel daran, in das Lüftungsgerät einzudringen. Achten Sie bei der Wahl einer dezentralen Lüftungsanlage auch darauf, dass die Außenhaube eine Abtropfkante besitzt (Fassadenschutz). So kann Kondenswasser aus dem Lüftungsrohr leichter von der Fassade abgeleitet werden. Gut isolierte Außenhauben mindern Schalleinflüsse von außen zusätzlich ab.
Zusätzlich zu den Grundbestandteilen können Sie Ihre dezentrale Lüftungsanlage um verschiedenes Zubehör ergänzen. Dazu zählen:
- Filter (z. B. Pollen-, Fein-, Aktivkohlefilter)
- Sensortechnik (z. B. CO2-Sensor, Feuchtesensor, Taupunktsteuerung)
- Schalldämmmaßnahmen (z. B. Schalldämmmatte, Schallprotektoren)
- Winddrucksicherung (zum Schutz vor unkontrollierten Windeinzug)
- Externe Regler (zum Bedienkomfort oder als zusätzliche Schnittstelle für Smart-Home)
- Spezielle Sonderauslässe (für Laibungen, Dächer oder Kellersituationen)
- Überströmlösungen (für innenliegende Räume)
- Montageblöcke (während der Rohbauphase im Neubau zur Schnellmontage)
Mit diesem Lüftungszubehör können Sie die Lüftung an Ihre individuellen Bedürfnisse anpassen und von erweiterten Funktionen profitieren. Eine einmal verbaute dezentrale Lüftung ist schwer auszutauschen! Achten Sie bei der Anschaffung Ihrer dezentralen Lüftungsanlage darauf, dass Sie eher auf etabliertere Hersteller setzen, da diese meist ein breites Portfolio an Lüftungszubehör besitzen. So kann eine einmal verbaute dezentrale Lüftung auch nachträglich durch nachzurüstendes Zubehör erweitert und verbessert werden.
Funktionsweise einer dezentralen Lüftungsanlage
Push- und Pull-Prinzip
Diese Arbeitsweise wird bei dezentralen Lüftungen am häufigsten genutzt. Dabei bilden immer zwei Lüftungsgeräte ein Lüfterpaar. Diese werden an unterschiedlichen Stellen in Ihrem Wohnraum in der Außenwand angebracht und stimmen ihre Luftströme aufeinander ab. Während ein Gerät frische Luft einströmen lässt, befördert das andere Gerät gleichzeitig die verbrauchte Innenluft nach außen. Auf diese Weise kann der gesamte Wohnraum quergelüftet werden. Alle 70 Sekunden wechseln die Ventilatoren in den Geräten ihre Laufrichtung, wodurch sich Zuluft- und Abluftmodus abwechseln. Durch die temporär entstehenden Druckunterschiede wird die Luftzirkulation im gesamten Wohnraum angeregt. Diese sogenannten „Paarlüfter“ werden daher immer in gerader Stückzahl eingeplant und verbaut.
2 Ventilatoren Prinzip
Für spezielle Feuchteräume oder auch bei Planungen, bei denen eine ungerade Anzahl an Paarlüftern benötigt wird, können sogenannte Einzelraumlüfter weiterhelfen. Lüftungsgeräte, die nach dem 2 Ventilatoren- Prinzip arbeiten, können Zu- und Abluftströme gleichzeitig befördern. Das Lüftungsrohr ist dazu in zwei getrennte Bereiche geteilt, sodass die Luft mit je einem Ventilator parallel in beide Richtungen strömen kann. Bei dieser Arbeitsweise ist es nicht notwendig, die Lüfter paarweise einzubauen. Einzelraumlüfter bilden in sich bereits ein Lüfterpaar. Diese werden bevorzugt in Feuchteräumen eingeplant (Bad, Küche, HWR), da hier die Feuchtigkeit durch abwechselnde Luftvolumenströme nicht bevorzugt in andere Wohnräume getragen sondern an Ort und Stelle abgebaut wird.
Mit einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG) können Sie die Qualität Ihrer Raumluft verbessern und dabei Heizkosten sparen. Während die Luft durch die Anlage nach außen transportiert wird, lädt sich der Wärmespeicher mit der darin enthaltenen Wärme auf. Sobald der Ventilator seine Laufrichtung wechselt und frische Luft nach innen befördert, gibt der Wärmespeicher die Wärme wieder an die Frischluft ab. So wird die Außenluft aufgewärmt in den Innenraum geleitet. Alle dezentralen Lüftungsanlagen verfügen auch über einen Lüftungsmodus „Durchlüften“. Hierbei wird die WRG ausgesetzt, indem der Ventilator seine Laufrichtung beibehält und konstant Frischluft ab beziehungsweise zuführt.
Welche Arten einer dezentralen Wohnraumlüftung gibt es?
Dezentrale Paarlüfter
Dezentrale Paarlüfter arbeiten im Verbund (Push-Pull-Prinzip) und sind besonders für Wohnräume wie Wohnzimmer, Schlafzimmer oder offen gestaltete Koch- und Essbereiche geeignet. Wie der Name schon sagt, sollten diese Lüfter immer paarweise (2/4/6/8/10) in einer Wohneinheit verbaut werden. Diese Lüftungsgeräte decken die meisten Anwendungsfälle vollständig ab.
Dezentrale Einzelraumlüfter
Dezentrale Einzelraumlüfter eignen sich besonders für die Be- und Entlüftung von weniger stark bewohnten Feuchteräumen wie Badezimmer, Küchen oder Hauswirtschaftsräume. Da diese Lüfter Zu- und Abluft gleichzeitig befördern (2-Ventilatoren-Prinzip), können sie einzeln eingebaut und bei Bauprojekten mit einer ungeraden Lüfterstückzahl verwendet werden. Hier können diese die paarweise arbeitenden Geräte gut ergänzen.
Außerdem bieten vereinzelte Hersteller auch dezentrale Einzelgeräte für einen besonders hohen Luftaustausch an, mit denen Sie dank ihrer hohen Luftwechselrate vorwiegend große Aufenthaltsräume wie Büros, Schulen oder Gewerberäume belüften können. Bei diesen Modellen ist der Geräteaufbau größer, wobei die Zu- und Abluft ebenfalls parallel innerhalb des Gehäuses realisiert wird. Hier gibt es unterschiedliche Modelle am Markt, die entweder zwei oder auch nur eine Kernlochbohrung benötigen. Das Gerät benötigt daher mehr Platz an der Wand und weist durch den erhöhten Betrieb auch einen höheren Eigenschall auf. Daher empfehlen wir Ihnen im Wohnraum weiterhin auf Paarlüfter oder dezentrale Einzelraumlüfter mit ähnlichem Aufbau zu setzen. Für Anwendungsfälle für einen erhöhten Luftaustausch sind diese speziellen Einzelraumlösungen interessant. In Büros oder öffentlichen Gebäuden spielt der etwas erhöhte Eigenschall meist auch keine entscheidende Rolle.
Dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung für eine kontrollierte Wohnraumlüftung
Eine dezentrale Lüftung können Sie vergleichsweise unkompliziert und mit überschaubarem Aufwand einbauen. So kann diese Art der kontrollierten Wohnraumlüftung eine ideale Lösung für die Be- und Entlüftung von Neubauten, aber auch für Bestandsgebäuden sein. Auch in bewohnten Situationen kann ein herkömmliches Einfamilienhaus innerhalb von einem bis maximal zwei Tagen vollständig nachgerüstet werden. Wenn Sie bei der Auswahl Ihrer Geräte auf einen Rohrdurchmesser von 160 mm achten, ist auch der Verschmutzungsgrad bei der Bohrung überschaubar, sodass hier wenig Vorbereitungen zum Schutz des Mobiliars getroffen werden müssen.
Sollten Sie sich bislang noch nicht sicher sein, kann ein Einlesen in folgende Kernfragestellungen für Sie hilfreich sein:
- Dezentral oder Zentral – der große Vergleich
- So finden Sie die richtigen dezentrale Lüftungsanlage
- So finden Sie die richtige Zentralanlage
- Zentrale Lüftungssysteme im Überblick
- Schallschutz & Lautstärke einer dezentralen Lüftung
Als unabhängiger Lüftungshandel beraten wir Sie neutral zu einer passenden dezentralen oder zentralen Lüftungslösung. Gemeinsam finden wir in Ihrem Interesse das passende Lüftungsmodell und unterstützen Sie mit der entsprechenden Lüftungsplanung in Ihrem Interesse.
Luftbude Empfehlung - Wir empfehlen folgende Produkte
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Quellennachweis
Für diesen Artikel wurden Erfahrungswerte mehrerer Lüftungsexperten, Bausachverständiger, Handwerker sowie Hersteller aufgearbeitet und zusammengefasst. Als Grundlage dienen hierfür aktuelle Normen, Gutachten sowie neutrale Prüfprotokolle unabhängiger Messdienstleister.
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